Paula-Fürst-Schule

Erfahrungsbericht

Wie ist es mit Depressionen in die Schule zu gehen und wie kann die Paula-Fürst-Schule das Lernen erleichtern?

Ich komme morgens in die Schule, die negativen Gedanken sind schon wieder in meinem Kopf. Ich brauchte Stunden um überhaupt aufzustehen. Trotzdem mache ich mich schnell fertig, schminke meine Augenringe nach tagelangem nicht schlafen weg und setze ein künstliches Lächeln auf. Grüße freundlich und sage. „Ja mir geht es gut.“ Ich kann mündlich nicht mitarbeiten, schlafe im Unterricht fast ein und bin total abwesend, doch kommt doch mal ein Lehrer auf mich zu und fragt: „Na, was ist denn los? Ist alles ok? Willst du vielleicht mal zur Schulsozialarbeiterin?“ Sage ich nur: “Nein, nein alles okay.“ Denn ich kann einfach nicht darüber reden. Manchmal ahnen auch Mitschüler, dass etwas nicht stimmt. Es entstehen Gerüchte und unangenehme Fragen. Dies ist zusätzlich eine enorm große Belastung, denn plötzlich ist man die komische die immer traurig ist. Die Dumme die dem Unterricht nicht mehr folgen kann. Der sogenannte „Emo“.

Der Körper und der Kopf machen dies nur bedingt mit. Irgendwann bricht man unter der Last der Trauer zusammen. Ich kann einfach nicht mehr zur Schule gehen, kann nicht mehr so tun als ob. Ich bleibe krankgeschrieben zu Hause, wo alles nur noch grau, schlecht und sinnlos ist.

Nun bin ich in die Klinik eingewiesen worden. Ganz langsam arbeite ich daran mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Nachdem ich das das Aufnahmegespräch an der Paula-Fürst-Schule hatte, habe ich allerdings immer noch Bedenken, Was wenn ich es wieder nicht schaffe und es wieder zu viel wird? Oder bin ich einfach nur zu dumm dafür?

Doch schon nach den ersten Tagen an der PFS, merke ich, dass es hier anders ist. Ich bin erleichtert, denn hier finde ich so viel Verständnis. Verständnis wenn man eine Pause braucht, müde ist oder es auch vielleicht mal gar nicht schafft zur Schule zu gehen, weil die Krankheit einem sagt, dass eh alles keinen Sinn macht. Es gibt ein perfektes Gleichgewicht zwischen Motivation der Lehrer, dass man doch etwas schaffen kann, wonach man stolz auf sich ist, aber auch Verständnis, wenn es eben mal nicht geht.

In einem angemessenen Tempo gewöhnt man sich Schritt für Schritt wieder an die Schule. Auch die Mitschüler in der Lerngruppe verstehen es, wenn es einem nicht so gut geht oder man zurück zur Klinik geht, da sie vielleicht schonmal eine ähnliche Situation erlebt haben.

Nun stehe ich kurz vor meiner Rückbeschulung an meine Stammschule und die PFS hat mir geholfen, dass ich weniger Angst habe zurückzugehen. Ich bin bereit meine Sorgen und Ängste zurückzulassen und mich wieder in der Schule zu konzentrieren. Alle unterstützen mich, in dem ich zum Beispiel zu nächst weniger Stunden habe.

Nach dem Wiedereingliederungsgespräch wissen nun auch meine Lehrer über meine Krankheit Bescheid. Ich bin erleichtert, denn sie zeigen Verständnis. Sie haben versprochen mehr Acht zu geben und Verständnis zu zeigen. Vor Allem aber wurde eine Lösung gefunden, wie ich das Schuljahr schaffen kann. Zusätzlich habe ich einen Notenausgleich bekommen, damit ich mich weniger stresse. Ich habe auch keine Angst mehr vor großen Lernlücken, da in an der PFS viel aufholen konnte.

Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Schule jemals als etwas sehen werde, was ich für mich mache, nicht für andere und wo es auch vollkommen okay ist Fehler zu machen und eben nicht perfekt zu sein. Doch tatsächlich sehe ich es nun so.

Der größte Unterschied meiner Meinung nach, an dieser Schule ist wirklich das Verständnis. Man fühlt sich nicht komisch oder wie ein Außenseiter. Man wird verstanden, ermutigt und unterstützt. Ich bin stolz auf mich, wenn ich mich konzentrieren kann und produktiv bin. Zusätzlich bin ich auch am Ende meiner Klinikzeit auf einem ähnlichen Stand wie meine Klasse, da ich die Themen hier auch bearbeiten konnte.

Die Stammschule hat mich zusätzlich unter Druck gesetzt, belastet und überfordert. Die PFS hingegen hat mir im Großen und Ganzen ein paar Dinge gezeigt.

Was ich am Meisten an der PFS gelernt habe sind folgende Dinge:

  • Dass ich lernen kann, auch wenn die Welt grau ist
  • Wie ich meine Gedanken und Gefühle für 90 produktive Minuten verdrängen kann
  • Dass jeder hier Hilfe bekommt, wer sie benötigt, egal wann, wo, für wie lange und aus welchem Grund auch immer
  • Dass es okay ist, wenn es nicht okay ist und ich es nicht schaffe
  • Dass es Möglichkeiten gibt auch mit der Krankheit in die Schule zu gehe
  • Dass es Möglichkeiten gibt das Lernen zu erleichtern
  • Dass Schule nicht das Wichtigste ist, sondern die eigene Gesundheit