Am 17.11.2023 nahm die Lerngruppe LG 3 am bundesweiten Vorlesetag teil. Bei einem gemeinsamen Einstieg reflektierten die Patient:innen der Vitosklinik über die Bedeutung von Lesen und Vorlesen von Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen. Sie resümierten, dass Lesen und auch Vorlesen beim Stressabbau, der Verbesserung von kognitiven Fähigkeiten und dem Aufbau von sozialen Kontakten helfen kann. Zwei vierzehnjährige Schülerinnen des vollstationären Bereichs schilderten sehr eindrücklich im offen Austausch mit ihren Mitschüler:innen, wie sie durch interessante und spannende Geschichten in andere Welten abtauchen können und sich ihre depressiven Verstimmungen so merklich verbessern. Im Anschluss daran nahmen die Schüler:innen an einer interaktiven Lesung der renommierten Kinder- und Jugendbuchautorin Antje Leer teil. „Auf der Tonnenseite des Lebens“ ist ein sozialkritischer Jugendroman, in dem Antje Leer von den brennenden Themen unserer Zeit erzählt: Klimagerechtigkeit, Social Media, Green Washing und der Verschwendung von Lebensmitteln. Einigen Schülerinnen gefielen die vorgelesenen Passagen aus dem Buch und andere setzten sich auch kritisch mit dem Gelesenen auseinander und gaben offen zu, sich nicht so sehr für den Inhalt zu interessieren. Insgesamt bot der Lesevormittag den älteren Schüler:innen eine abwechslungsreiche Alternative zum gewohnten Schulalltag und motivierte die Schüler:innen dazu, nun häufiger ein Buch auch in der Klinik in die Hand zu nehmen.
Im Rahmen des Vorlesetags setzten sich auch die Schülerinnen und Schüler einer Lerngruppe von Klasse 5 bis 7 aller Schulformen mit dem Bilderbuch „Jesse Owens“ auseinander. Durch die digitalisierte Präsentation konnten alle gleichzeitig die Illustrationen beim gemeinsamen Lesen wahrnehmen. Die beeindruckende Geschichte des Sportlers wurde im Anschluss im geschichtlichen Zusammenhang diskutiert und stellenweise vertieft. Zudem wurde abschließende festgestellt, dass Bilderbücher nicht nur etwas für Kleinkinder sind und auch noch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Lesemotivation und Begeisterung wecken können. Die folgende Zusammenfassung wurde von einer Schülerin der sechsten Klasse verfasst:
Jesse war das jüngste von 10 Kindern. Er lebte in Alabama, seine Eltern waren Farmpächter, wo zu der damaligen Zeit strikte Rassentrennung herrschte. Sie arbeiteten hart aber waren trotzdem arm. Jesse hatte großes Talent in der Leichtathletik, die auch damals bereits ein anerkannter Sport war und von seinem Lehrer erkannt und gefördert wurde. Da er nachmittags arbeiten musste, trainierte er morgens vor der Schule und war nicht aufzuhalten. Jesse schaffte es bis an die Universität. Dort war er das „Geschoss von Ohio“ und er wurde der erste schwarze Mannschaftskapitän. Nebenbei war er Lift Boy und Page. Er war zwar immer der Erste im Ziel, unter die Dusche ging er aber als Letzter. Trotz der Diskriminierung, die Jesse erlebte, schaffte er es an einem Wettkampf drei neue Weltrekorde aufzustellen in weniger als einer Stunde. Dieses Ereignis zählt heute noch als Sternstunde des Sports. Jesse fuhr 1936 zur Olympiade nach Berlin. Damals war Adolf Hitler noch an der Macht. Jesse sprintete zur Goldmedaille. Hunderttausende Menschen jubelten Jesse zu, er holte drei weitere Male Gold und war jetzt wirklich der schnellste Mensch der Welt. Trotzdem blieb er stets bescheiden und umarmte seinen größten Rivalen. Zurück in den USA merkte er schnell, dass sich nichts geändert hat. Zu seinem eigenen Fest musste er den Hintereingang benutzen. Leider halfen ihm seine Erfolge beruflich nicht. Er arbeitete so viel er konnte und lief sogar Wettrennen gegen Pferde. Erst als alter Mann erhielt er die Freiheitsmedaille vom Präsidenten. Kein Mensch verkörpert so gut wie er, dass man Rassismus überwinden kann.